Dr. Gunter Frenzel, aktives BVASK- und ehemaliges Vorstandsmitglied ist Sportarzt des Jahres 2020

„Sport ist Emotion und Leidenschaft. Als Sport-Arzt muss man emotional UND kompetent sein, sonst erreicht man den Sportler nicht“, sagt Dr. med. Gunter Frenzel, Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin.

Er muss es wissen. Von Jens Weißflog über Robert Hartung, Kevin Kuske, Helmut Recknagel, Ulrich Wehling, Lena Schöneborn, Claudia Pechstein, Sabine Lisicki, Eric Walther, Marcus Gross bis Franziska van Almsick – in 30 Jahren hat Frenzel über 50 Athleten zu Olympiasiegen, EM- und WM-Medaillen medizinisch begleitet. Für sein Engagement im Spitzen- und Breitensport, sowie bei der Fort- und Weiterbildung junger Mediziner ist er von der Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS) jetzt zum „Sportarzt des Jahres 2020“ gekürt worden.

Gunter Frenzel ist Vollblutmediziner, profitiert von einem riesigen Erfahrungsschatz, kennt den Sport von beiden Seiten. Er selbst war im Leistungssport bis in höchste Klassen aktiv – in der Nordischen Kombination, im Rudern und später im Triathlon. Sein weitester Sprung der Schanze: 94 Meter!

Frenzel, 1949 im Erzgebirge geboren, geht zum Studieren nach Greifswald. Seine Promotion 1981: „Leistungsmedizinische Untersuchungen zur Trainings- und Wettkampfstruktur  beim Boxen“, bildet später eine wesentliche Grundlage für olympische Erfolge der DDR Boxer in den 80er Jahren.
Es folgen Facharzt-Weiterbildungen in der Unfallchirurgie, Physiotherapie und Physikalisch-rehabilitativen Medizin in Greifswald – Berlin – Dresden – Kreischa. Dann der Facharzt für Orthopädie. Bis 1989 ist Dr. Gunter Frenzel Abteilungsarzt im KH Ministerrat Berlin-Buch: Physiotherapie-Orthopädie, bis 1991 an der Orthopädischen Klinik Berlin-Buch, Sportklinik Pankow /Hohenschönhausen.

Es kam der Mauerfall. Arztwechsel von einem System ins andere. Hospitationen: München-Freiburg-Schweiz-Dänemark-USA: Stanford, Pittsburgh. Perspektiven und Chancen tun sich auf.
Von allen Seiten gibt’s Sympathie und kollegiale Unterstützung.

Aber es gibt auch Risiken. Frenzel macht sich selbständig und gründet in Berlin eine
Gemeinschaftspraxis für Orthopädie-Traumatologie-Sportmedizin und Tagesklinik für Arthroskopie “alles in einer Hand“.  Ein Vorhaben, das es zu dieser Zeit bislang kaum gab. „Kredit aufnehmen für ein Konzept mit ungewissem Ausgang war ein schwerer Gang“, erinnert sich der Doc. Aber er geht ihn unermüdlich, tankt alles neue Wissen in sich ein. „Für uns stand damals die Welt offen:  internationale Kongresse, Sport-Events und erst die Arthroskopie – das war ja damals noch eine junge Operationstechnik für Gelenke – heute mehr als 35 tausendmal ausgeführt.“ Aus heutiger Sicht ist die Tages-Klinik ein Erfolgsmodell!

Ab 1993 bringt der sympathische Mediziner seine sportmedizinischen Erfahrungen als Mitorganisator des Berliner Arthroskopie-Symposiums und im Format „Gelenk- und Sportmedizin“ in Oberwiesenthal (2021 zum 38. Mal) ein, ab 1995 auch im Arthroskopie Grundkurs in Berlin. Nachwuchs und etablierte Mediziner können gleichermaßen von seinem Fundus evidenz- und erfahrungsbasierten Wissens profitieren. 1998 folgt der Facharzt für Orthopädie-Unfallchirurgie / D-Arzt.

Von Anfang an weiß Gunter Frenzel eines: Sportmedizin – das funktioniert nur im Team

Sowohl mit anderen Ärzten, mit Therapeuten, Trainern und den Sportlern. Für letztere ist der Sportmediziner auch Psychologe, muss Wärme ausstrahlen, beim Verarbeiten von Niederlagen helfen. Frenzel: „Da muss man sich hautnah reinversetzen können.“

Dass er das kann, zeigen seine Erfolge. Noch heute betreut Frenzel unter anderem konsiliarisch Sportler in den Olympiastützpunkten Berlin und Frankfurt /Oder. Als Scout für Hochleistungssportler fragt er schon mal die Eltern der 6 bis 10-Jährigen: „Wollen Sie Streicheleinheiten oder die Realität des Leistungssportes hören? Zielorientiert – leidensfähig – welche Sportart passt zu meinem Kind?  Als Orthopäde sieht man die Patienten von der Geburt bis zum Ende und mit der Arthroskopie auch den Verlauf des Gelenkverschleißes bzw. von Gelenkverletzungen beim Sport. Hochleistungssport ist physiologischer Grenzbereich.“ Mit  seinen Erfahrungen ist Gunter Frenzel auch für seine Patienten und Freizeitsportler ein kompetenter Ratgeber.

Gelebte Sportmedizin ist immer auch Wettkampfbetreuung. Frenzel ist Stolz für das erwiesene Vertrauen der Internationalen Sportverbände im Eisschnelllauf, seine Funktionen als „Race Doctor“
bei 25 Weltcups und Weltmeisterschaften von 1999-2018, sowie im Bob-Skeleton-und Rennschlittensport  (27x  Race Doctor  bei  WC / WM von 1998 – 2020).

Stolz kann er auch darauf sein, dass er Impulsgeber war – für den Berliner Radsport – das berühmte 6 Tage Rennen. Seine größte Leidenschaft bleibt jedoch der Skisport. Deshalb unterstützt Frenzel ehrenamtlich in einem Nachwuchs- Projekt des DSLV das nördlichste Skisprungzentrum in Bad Freienwalde (bei Berlin). Er sagt: „Die Kinder und Jugendlichen liegen mir am Herzen – wie entwickelt und entdeckt man Talent? Wie hält man sich fit?“

Noch lange denkt Frenzel nicht ans Aufhören. Seine Frau, die beiden Kinder und sieben Enkelkinder sind ebenso sportbegeistert und mit ihm sportlich unterwegs: Rad-Ski-Joggen-Skaten – samt Wettkämpfen. Unter anderem nahm Gunter Frenzel an 36 Worldloppet  Ski-Marathons (Europa-Kanada-Japan -Australien-Neuseeland) teil und am ist Worldloppet Master im Ski-Marathon. „Ich danke meiner Familie für so viel Verständnis meines Sportengagements“, betont er. Und: „Ich danke auch allen meinen Lehrern auf meinem medizinischen und sportlichen Weg!“

In der Tagesklinik Esplanade in Berlin-Pankow absolvieren Frenzel und seine Kollegen rund 1200 bis 1400 Operationen im Jahr. Knie, Schulter, Sprunggelenk. Daneben Sprechstunden und die Sportlerbetreuung. Frenzels Spezialgebiet: die Kreuzband- und Meniskus-Chirurgie. Zusammenarbeit unter anderem mit der Charité und Europas größtem Unfallklinikum – dem UKB. Das Esplanade Team betreut unter anderem das Eishockey-Profi-Team EHC Berlin seit  25 Jahren.

Sein Rat an den Sportmediziner-Nachwuchs: „Man sollte selbst Sportler sein, selbst erleben, wie weh es tut, im Grenzbereich! Und: Demut zeigen vor dem Sportler. Denn der Hochleistungssportler ist zielorientiert und ordnet einen ganzen Lebensabschnitt ohne Wenn und Aber dem Sport unter. Sportmedizin ist auch hohes Ehrenamt. Da zählen Kollegialität  – fair play – Wille.“

Sagt´s und widmet sich als Sportarzt des Jahres aus Berlin unter anderem dem Berliner Sportler des Jahres, Wasserspringer Patrick Hausding.  Dass dieser sein Patient wurde, war Zufall. Die Erfolge unter seiner Betreuung allerdings – volle Absicht!

Frenzels Mission: Olympia 2024 für „seine“ Nachwuchssportler in vielen Disziplinen.

(Fotos: GOTS / privat)

Zurück