Jürgen Klein war ein Chirurg „alter Schule“, den insbesondere seine Zeit in der Klinik für Chirurgie am Krankenhaus Köln-Merheim dauerhaft geprägt hat. Als junger Chirurg war er in den späten 1980er Jahren einer der Pioniere der Arthroskopie des Kniegelenks unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Tiling.

Legendär war sein Wechsel in die orthopädische Klinik der Uniklinik Köln, in der er als „enfant terrible“ mit den hierarchischen Strukturen der deutschen Universitätsorthopädie in Konflikt geriet. Die voreilige, aber erfolgreiche Durchführung einer arthroskopischen Meniskusteilresektion nach längerer Wartezeit, aber bevor der leitende Oberarzt (als verantwortlicher Operateur) den OP-Saal betrat, wurde mit einem 6-monatigen OP-Verbot bestraft, woraufhin Dr. Klein rasch in die Chirurgie Merheim zurückkehrte.

Mit großem wissenschaftlichem Engagement führte Dr. Klein in Köln-Merheim zwei nachhaltige prospektiv-randomisierte Studien zur Behandlung der OSG-Distorsion durch, in denen er zeigen konnte, dass die primär funktionelle Therapie der OSG-Distorsion mittels Funktionsorthese keine Nachteile gegenüber einer operativen Therapie und gegenüber einer mehrwöchigen Gipsruhigstellung aufweist. Aufgrund seiner Erfahrung in der Endoskopie folgte ein Ausflug in die Viszeralchirurgie unter Hr. Prof. Hans Troidl, in der er die Laparoskopie mit der damals innovativen endoskopischen Gallenblasenentfernung in Merheim unterstützend mitentwickelte und in zahlreichen Anatomiekursen an der Universität zu Köln diese Erfahrungen mit anderen Kollegen teilte.

In der Unfallchirurgie Merheim etablierte Dr. Klein in den 1990er Jahren die sogenannte „Sportlersprechstunde“ als erste Spezialsprechstunde der Klinik, in der sportlich ambitionierten Patienten eine zielgerichtete Diagnostik, Beratung und Therapie angeboten wurde. In zahlreichen praktischen Kursen auf Fortbildungsveranstaltungen - u.a. des Deutschen Sportärtzebundes und der Deutschen Sporthochschule Köln - teilte er in Praxiskursen an Kniemodellen sein Wissen in der Arthroskopie. Dr. Klein war über viele Jahre Mannschaftsarzt der Deutschen Basketball-Nationalmannschaft und begleitete das Team u.a. zu den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona. Nach Ende seiner Merheimer Zeit etablierte er eine operativ ausgerichtete Praxis mit einem ambulanten OP-Zentrum in Leverkusen-Opladen und konnte dort über viele Jahre zahllose Sportler und andere Patienten erfolgreich behandeln.

Neben seiner operativen Tätigkeit war Dr. Klein in vielen Fachgremien meist ehrenamtlich eingebunden. Seit 2001war er Mitglied im BVASK und von 2008 bis 2022 engagierte er sich in dessen Vorstand. Bei der kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein KVNO und der Ärztekammer Nordrhein fungierte er über viele Jahre als Gutachter für Arthroskopie für ambulante Operateure. Viele innovative Konzepte wurden von Dr. Klein entwickelt u.a. die stationsersetzende Durchführung von vorderen Kreuzband­operationen mit doppeltem Facharztstandard in einem kurzstationären Setting einer § 30 Klinik. In der Zeit, bevor es digitale Präsentationen über einen Computer gab, gründete und leitete er in den 1980er Jahren eine Firma zur zeitnahen Erstellung von medizinischen Vortragsdias für Referenten.

Insgesamt führte Dr. Klein selbständig weit mehr als 10.000 Arthroskopien an Knie und Schulter durch. Unvergessen sind für seine Wegbegleiter einige Mantras, die auch heute hoch Ihre Gültigkeit haben. Wie z.B. „der akute Innenmeniskus­hinterhornradiärriss beim Sportler muss operiert werden“, um konsekutive Knorpelschäden an der medialen Femurkondyle zu verhindern, oder „arthroscopic surgery must be simple, short, safe“ als Mahnung für schnelles und zielgerichtetes Operieren und „the detail kills the patient!“ als Hinweis auf sorgfältiges Arbeiten am Patienten bis ins kleinste Detail.

Jürgen Klein war ein ideenreicher, unkonventioneller und humorvoller Kollege, mit dem es immer Spaß machte, zusammenzuarbeiten und der sein Umfeld dabei immer „mitgerissen“ hat. Sein Fehlen reißt eine Lücke, die nur schwer zu schließen ist.

Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei seiner Familie. Möge die Erinnerung an Dr. Jürgen Klein Trost und Stärke in dieser schweren Zeit bringen. Wir werden ihn stets in guter Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

In respektvoller Erinnerung

Jürgen Höher, Emanuel Ingenhoven, Ralf Müller-Rath (für den Berufsverband für Arthroskopie e.V.)

 

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