26. Jahrestagung des Berufsverbandes für Arthroskopie e.V.
Die Zukunft der Arthroskopie und Gelenkchirurgie in Deutschland
Es ging um die Zukunft der Arthroskopie und Gelenkchirurgie. Über 200 Fachärzte trafen sich zwei Tage lang im Düsseldorfer Medienhafen, um zuzuhören, sich auszutauschen, zu diskutieren. Neuestes Fachwissen aus der Arthroskopie wechselte sich mit spannenden Workshops und aktueller Berufspolitik ab.
Eines der wichtigsten Themen brachte der 1. Vorsitzende des BVASK, Dr. Ralf Müller-Rath zur Sprache: seit dem 1. April 2016 ist die Arthroskopie bei Gonarthrose keine Kassenleistung mehr. Wie also mit den betroffenen Patienten umgehen? Vorausschauend hat der BVASK zusammen mit 15 anderen Verbänden und Gesellschaften eine Handlungsempfehlung erarbeitet und damit Sicherheit vor Regressen geschaffen. Um bei weiteren Themen (z.B. dem degenerativen Meniskusschaden) in Zukunft unwissenschaftlichen Studien begegnen zu können, brauche es dringend valide Daten, so Müller-Rath. Deshalb arbeite der BVASK an „DART“, dem Deutschen Arthroskopie-Register.
Zum Thema DRG resümierte Prof. Michael Simon (Hochschule Hannover): „Sie gefährden eine bedarfsgerechte und bevölkerungsnahe Versorgung“. Eine Abkehr sei dringend geboten, damit Kliniken betriebswirtschaftlich arbeiten könnten.
Was Gesetze im Gesundheitswesen anrichten können, zeigte Prof. Helge Sodann (Dt. Institut für Gesundheitsrecht) auf. Seit 30 Jahren gäbe es keine substantiellen Verbesserungen von Vorschriften mehr. Teilweise sei sogar eine Annäherung der gesetzlichen und privaten Modelle zu sehen. Und: wenn Kommunen jetzt auch noch MVZ gründen dürften, sei sicher, dass sich das Gesundheitswesen auf dem Weg in die Staatsmedizin befände.
„Die Politik“ kam in Person von Frau Dr. Agnes-Marie Strack-Zimmermann, stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP, zum Kongress. Ihre Einschätzung: „Wir haben viel Geld im System, aber es fließt zu wenig in die Ambulanz, in nachgeordnete Hilfsmittel und Pflege.“ Eine OP verliefe meist gut, aber hinterher würden gerade die älteren Patienten allein gelassen. Ihr Vorschlag: Das Geld sollte an den Patienten gekoppelt sein. Er müsse es für seine Behandlung immer mitnehmen von der Klinik in die Praxis und umgekehrt.
KBV-Chef Dr. Andreas Gassen war etwas anderes wichtig: „Wir müssen mehr ambulant, weniger stationär operieren.“ Die immer komplexere Behandlung bringe eine immer höhere Leistungsverdichtung. Chirurgische und orthopädische Gebühren müssten verschmelzen, da sie teils inhaltsgleich seien. Bei der EBM-Reform würden jedoch neue Codes, hohe Sachkosten und das Thema Hygiene noch Kopfzerbrechen bereiten.
Berufspolitischen Baustellen in der offenen Gelenkchirurgie erläuterte Dr. Pierre Göbel, Chefarzt Krankenhaus Maria Hilf, Daun/Eifel. Ärztlicher Nachwuchs, Arbeitszeitmodelle und Geld waren die Schlagworte. In großen Städten sei der Nachwuchs noch einfach zu engagieren. Aber schon 80 Kilometer vom Ballungsraum entfernt bekomme man keine Assistenzärzte mehr. Neue Modelle und verlässliche Arbeitszeiten seien eine Grundvoraussetzung, Nachwuchsärzte zu halten.
Zum Thema Zweitmeinung stellte Dr. Jan-Christoph Loh (Medexo GmbH Berlin) ein neues Portal mit Software-Tools vor. 10 Tage vor einer geplanten OP würden hierbei online Unterlagen an einen Kollegen geschickt, der für die Zweitmeinung „zertifiziert“ ist. Erst- und Zweitmeinungsarzt blieben beim Sichten der Patienten-Diagnose zueinander anonym. Für den Patienten sei alles zusätzlich in ein medizinisches „Laien-Deutsch“ übersetzt. Es gäbe dann eine evidenzbasierte Empfehlung mit aufgelisteten verfügbaren Therapien.
Die Wichtigkeit von Arztnetzen, machte Dr. Hans-Jürgen Beckmann, Vorstandsmitglied Agentur Deutscher Arztnetze, deutlich. Durch mehr Kommunikation, gemeinsame Arbeitsgruppen, Selektivverträge, Qualitätssicherung und professionelles Management könnten Fachärzte bei der Versorgung den Hut aufbehalten und die Patienten profitierten interdisziplinär. Wo keine Arztnetze entstünden, prognostiziert Beckmann, würden auf längere Sicht andere Player die Versorgung organisieren.
Wie letztlich die konservative Orthopädie zukunftssicher zu gestalten sei, erläuterte Dr. Johannes Flechtenmacher (Präsident BVOU). Probleme sähe er in der Orientierung auf kurze Zeit und Schnelligkeit, im zunehmenden Zentralismus und in großen regionalen Unterschieden bei den Verdiensten. Man brauche Struktur-Gelder, zum Beispiel den DMP-chronischer Rückenschmerz, Selektivverträge, Versorgungsforschung, eine sehr gute Presse- und Lobbyarbeit und den Spifa als Gegenpol zum Hausärzteverband. Sein Aufruf an die Ärzte: „Für all das brauchen wir Ihre Mitarbeit in den Gremien – ob Berufsverband, KVen, Ärztekammer.“
An dieser Stelle laden wir Sie bereits herzlich ein zur kommenden Jahrestagung vom 28. bis 29. Januar 2017 nach Düsseldorf!
Wir bedanken uns bei den Firmen, die den BVASK und den Jahreskongress finanziell unterstützen, sowie bei den Verbänden, unter deren Patronat die diesjährige Veranstaltung stattfand: GOTS; BDC; BVOU; EFOST: AGA; orthonet-nrw;
Ihr
PD Dr. Ralf Müller-Rath